Zughundefibel für Beginner im Zughunddsport

Zughundefibel für Beginner

In dieser kleinen Zughundefibel für Beginner findest du die wichtigsten Grundlagen, die für dich und deinen Hund für ein Zughundetraining zu beachten sind. Nachfolgende Hinweise beziehen sich ausschließlich auf den Bereich des Breitensportes, also für Zugübungen deines Familienhundes. Beachte bitte, dass für den Profisport diese Hinweise unter Umständen nicht ausreichen.

Die Abgrenzung zwischen Breiten- und Profisport ist allerdings sehr eng und kann nicht immer eindeutig definiert werden. In Abhängigkeit deines Trainings, also je nachdem wie oft du welche Streckenlänge fährst, erreichst du relativ schnell Höchstleistungen mit deinem Hund, vor allem auch im Ausdauerbereich.

Weitere Grundlagen, viele nützliche Tipps und individuelle Praxisanleitung erhältst du in meinen Workshops und Einzeltrainings. In meinen Blogbeiträgen gehe ich außerdem auf verschiedene Themen ein, wie z.B. der Start oder das Thema Überholen.

Am Ende findest du eine Trainingsdokumentation in Tabellenform. Die dort eingetragenen Daten sind Beispiele und sollen dir nur zur Ansicht dienen.

Rechtliches

Abgesehen von der StVO, die bundesweit einheitlich geregelt ist, sind in den einzelnen Bundesländern Betretungsrechte von Wald, Feld und Flur mitunter recht unterschiedlich. Für Zugtiere, wozu auch das Dogscootern und Bikejöring gehört, muss oftmals ein Nutzungs- und Betretungsrecht vom Besitzer eingeholt werden. Infos über Eigentümer, Betretungsrecht und Erlaubnisse bekommst du i.d.R. beim staatlichen Forstamt deiner Gemeinde.

Außerdem empfehle ich dringend eine Hundehaftpflichtversicherung, in der Zughundesport aufgelistet ist. Und zwar für deine Freizeitgestaltung, für Rennveranstaltungen sowie das dazugehörige Training.

Allgemeines zu den Zugübungen

Alle Hunde jeder Hunderasse sind sehr lauffreudige Tiere, und nach neuen Erkenntnissen ist bekannt, dass sie täglich bis zu 30km laufen können. Der Hund ist, wie sein Vorfahre Wolf, anatomisch perfekt an das Laufen von langen Strecken angepasst (siehe unter cool down). Dabei verbraucht er nur sehr geringe Mengen an Energie. Dennoch, unterschätze nie, wie auslastend Zughundetraining für deinen Hund ist, ein Tachometer zur Überprüfung der Streckenlänge und Geschwindigkeit ist deshalb ein MUSS.

Ab einer Temperatur von 15C° ist von Fahrten und Lauftrainings abzuraten. Ab einer regelmäßigen gefahrenen Streckenlänge von ca. 10 km wird der Hund zum Ende der Saison wieder abtrainiert. Mit Herbst und damit bei kühlen Temperaturen kann es dann mit Zugübungen wieder losgehen. Meide Asphalt- und Splittwege. Wähle Waldwege zu Tageszeiten, an denen möglichst wenige Spaziergänger anzutreffen sind.

A.P.O.R.T. Praxistipp: Als primäre Verstärkung, im Sinne von „Gemeinsam sind wir stark und haben die Aufgabe geschafft“, wird am Ende der Zugarbeit dein Hund ausgiebig gelobt. Vermittle deinem Hund, dass er der Beste der Welt ist 🙂

Das Geschirr

Das Geschirr ist DIE wichtigste Ausrüstung im Zughundesport und muss deinem Hund perfekt passen. Grundsätzlich sitzt ein Zuggeschirr eng am Körper und darf nicht seitlich verrutschen.

Mit der Zeit kann sich der Hunde-Körper verändern. Er könnte zum Beispiel an Gewicht etwas zunehmen ober aber vermehrt Muskeln entwickeln. Deshalb kann es passieren, dass das Geschirr nach einer gewissen Zeit deinem Hund nicht mehr gut passt und du ein anderes Geschirr benötigst.

Kontrolliere das Geschirr auf folgende Bereiche:

  • Im Halsbereich eng anliegend
  • Die Schulterblätter müssen frei bleiben
  • Die Achselhöhlen sollten ca. 3cm Freiraum haben
  • Das Geschirr liegt auf den Rippenbögen und sollte unter Zug nicht über die letzten zwei Rippe rutschen, die freiliegend sind
  • Mit dem Rutenansatz endet das Geschirr

A.P.O.R.T. Praxistipp: Denke daran, die Passform wird immer und nur unter Zug kontrolliert!

Equipment

Achte stets drauf, dass du beim Kauf eine hohe Qualität des Materials auswählst. Im Zughundesport wirken zum Teil extrem hohe Kräfte, deshalb unbedingt defekte Teile sofort ersetzen!

APORT Zughundesport Zughundefibel

Gefährt

Dein Gefährt solle mindestens nach jeder Saison von einem Fachmann überprüft und repariert werden.

Besonders Räder müssen auf Unwucht bzw. Verformungen der Felge und korrekte Spannung der  Speichen überprüft werden. Backenbremsen müssen in der Regel ausgetauscht werden und Scheibenbremsen sollten ebenfalls auf Schäden untersucht werden.

A.P.O.R.T. Praxistipp: Im WWW findest du Erklärungen und Videos, wie du solche Reparaturen selbst durchführen kannst.

Wässern

Bei starker Beanspruchung kann die Körpertemperatur, die beim Hund ca. 38.5 C° beträgt, um bis zu 3 °C ansteigen. Diese Überhitzung versucht der Hund über eine schnellere Atmung und über das Hecheln auszugleichen. Man nennt dieses auch thermoregulatorisches Verhalten für Hecheln und für die Atmung respiratorisches Verhalten. Die verbrauchte Luft kann beim Atmen bis 1Liter pro Sekunde betragen und pro Minute können Hunde bis 400 Atemzüge machen. Beim Atmen und Hecheln geht dadurch sehr viel Feuchtigkeit aus dem Körper verloren. Deshalb muss dein Hund gewässert werden und zwar mindestens 2 bzw. 2.5 Stunden vor jeder Fahrt. Dazu reicht man dem Hund zusätzlich zu seiner normalen Wasseraufnahme Wasser zum Trinken.

A.P.O.R.T. Praxistipp: Damit der Hund die gereichte Wassermenge auch aufnimmt, kann man sie mit etwas Nassfutter, einigen Tropfen Sahne oder ähnliches verfeinern.

Je nach Alter des Hundes, seiner Konstitution, Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und zu fahrender Streckenlänge kann die verabreichte Menge Wasser von Hund zu Hund stark variieren. Als Orientierung kann gesagt werden: Wenn dein Hund nach der Fahrt nicht allzu viel Durst hat, war die zuvor gereichte Wassermenge ideal. 

Ich empfehle die Wassermenge in kleinen Schritten dem Training anzupassen und anfangs mit ca. 100-150ml zu beginnen. Die Wassermenge muss dann den Anforderungen gesteigert werden, wobei für einen kleinen Trail von ca. 5km wohl 1 Liter Wasser zu viel des Guten bedeuten. Aber teste es selbst, was deinem Hund gut tut. Hinweis: Bereits ein Wasserverlust von 10-15% vom Körpergewicht kann zur Dehydrierung und zum Tod des Hundes führen.

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Kleines Exposee:

Der Hund hat nur an seinen Ballen und am Nasenspiegel echte Schweißdrüsen, die sog. exokrinen Schweißdrüsen. Diese regu- lieren allerdings nur zu einem sehr geringen Teil die Körpertemperatur. Sie sorgen hauptsächlich für chemische Informationen an Artgenossen. Im Gegensatz dazu befinden sich apokrinen Schweißdrüsen verteilt über der gesamten Hautfläche. Diese Drüsen dienen allerdings alleinig zur Geruchsidentifikation, sie sind also reine Duft-drüsen.

Die Körpertemperatur wird beim Hund vordergründig (!) in der Nase reguliert (gekühlt und erhitzt). In der Nase hat der Hund neben der Riechschleimhaut eine weitere Schleimhaut, die sog. thermoregulatorische Schleimhaut, die dafür zuständig ist. Die Nase ist also nicht nur ein Organ zum Riechen und Atmen, sondern auch eine Klimaanlage für den Hund. Reicht die Kühlung mittels dieser Nasenschleimhaut nicht aus, wird das Hecheln als zusätzliche Kühlfunktion zugeschaltet.

Das der Hund durch die Nase zeitgleich ein- und ausatmen kann ist bekannt. Ob der Hund beim Hecheln allerdings auch durch das Maul atmen kann ist noch nicht geklärt. Beim Hecheln geht man davon aus, dass der Hund zusätzlich Wasser/Feuchtigkeit über seine Schleimhäute des Rachens und der Zunge verdunstet. Der Kühleffekt ist vergleichbar, wenn wir nasse Haut haben und diese durch Wind gekühlt wird. Beim Hund wird die gehechelte Luft in der Mundhöhle im sog. Totraum vermehr bewegt. Hierbei wird Wärme aus dem Körper abgeführt und durch Verdunstung gehen sehr große Mengen Wasser verloren, die über das sog. Wässern dem Hund vor einer Belastung zugeführt werden muss. Nur so kann einer Dehydrierung vorgebeugt werden.

Trainingsaufbau

Wie bei jedem anderen Lernvorgang, hört man auch hier immer dann auf, wenn es am Schönsten ist. Deshalb, wähle anfangs die Trainings-Strecken so kurz, dass dein Hund nach Möglichkeit nicht an Lauf-Lust verliert. Unter Umständen betragen eure ersten Trails nur wenige Meter. Es kommt einzig darauf an, dass dein Hund im Arbeits- bzw. Zugmodus bleibt, also wirklich das Gespannt zieht. Klappt das kontinuierlich wird die Streckenlänge aufgebaut. Aufgrund dessen ist ein Tachometer zur Kontrolle der Streckenlänge unerlässlich.

Zwischen den Trainingstagen sollten unbedingt auch trainingsfreie Tage liegen, in denen sich der Hund regenerieren und der Muskel „wachsen“ kann. Lernen geschieht in Ruhezeiten und im Schlaf, weshalb sich eine etwas längere Pause als sehr nützlich zeigen kann.

Für Musher, die mehrere Hunde einspannen, ist eine wechselseitige Einspannung der Hunde unumgänglich, um einseitigen Belastungen zu vermeiden.

A.P.O.R.T. Praxistipp: Der Trab ist die gesündeste Gangart, wohl auch die, die der Hund am liebsten läuft, wenn er sich frei bewegen kann.

Gesundheitstipps

Nur ein gesunder Hund darf am Zughundetraining teilnehmen. Die Ausnahme bildet dabei das Bollerwagen ziehen. In Absprache mit dem behandelten Tierarzt kann z.B. ein an Arthrose erkrankter Hund durch Zugarbeit im Muskelaufbau gestärkt werden. Für alle anderen Gefährte gilt: Ist dein Hund nicht top fit, darf er nicht arbeiten! Ein regelmäßiger Check beim Tierarzt oder Physiotherapeutin ist deshalb ratsam.

Den Ballen und Krallen deines Hundes solltest du besondere Beachtung schenken. Hunde mit zu langen Krallen sollten diese unbedingt gekürzt werden. Die Ballen werden zumindest regelmäßig auf Verletzungen und Risse untersucht.

Einige Anmerkungen zu Warm up und Cool down

Normalerweise ist der Hund von der Natur anatomisch so speziell auf langes Laufen konzipiert, das Selbiges nicht geübt werden muss. Jedoch brauchen unsere Hunde, die oftmals viel zu häufig unbeschäftigt im Garten ruhen, eine gewisse Zeit des „Einlaufens“ bzw. des sich warm Laufen. Dabei ist auch hier die Frage, „Was genau braucht mein Hund?“, sehr individuell zu betrachten. Mein Hund benötigt z.B. ca. 2km Laufstrecke, um sich warm zu laufen. Durch gezielte Warm up Übungen unterstützt du deinen Hund in seiner Leistungsfähigkeit. Wie bei uns Menschen dient es der Gesunderhaltung der Muskulatur und des gesamten Organismus, zudem beugen Warm-up Übungen Sportverletzungen vor.

Beim Cool down gibt es allerdings je nach Trainingsintensität Unterschiede in ihrer Wichtigkeit.

In der Jenaer Studie zur Bewegung unserer Hunde wurde u.a. auch die Muskulatur bis ins kleinste Detail untersucht. Festgestellt wurde, dass die Muskeltypen des Hund aus zwei Muskeltypen und zwar aus einer auf reinen Sauerstoff basierenden Verstoffwechselung (langsam und ausdauernd arbeitende rote Muskelfaser, der sog. Typ I, mit oxidativen bzw. aeroben Stoffwechsel) und Muskeltypen aus einer auf gemischter Verstoffwechselung von Sauerstoff und Zucker (schnell kontrahierender Muskel, die sog. weiße Muskelfaser Typ IIA mit einem oxidativen und glykolytisch bzw. aerober und anaeroben Stoffwechsel) bestehen. Muskeltypen mit einem einzig auf Zucker bzw. Glukose basierenden Stoffwechsel (Typ IIB mit einen glykolytisch bzw. anaeroben Stoffwechsel) fehlen dem Hund jedoch gänzlich, so dass eine für diesen Muskeltyp typische Laktatentstehung (Abbau geschieht u.a. in der Leber, Niere und Herz) bzw. eine Übersäuerung des Muskels kaum vorkommt. Fazit ist, dass unsere Hunde fast ausschließlich ihre Energie für ausdauernde Muskelarbeit mit Hilfe von Sauerstoff beziehen und deshalb ein Cool down anders betrachtet werden sollte als bei uns Menschen.

Cool down bei extremer Belastung

Bei extremer Belastung allerdings, wie z.B. bei ausdauernden Sprintrennen, reicht zur Energiegewinnung ein oxidativer Stoffwechsel nicht aus. Die Sauerstoffreserven werden vollends verbraucht und der im Körper gespeicherte Zucker wird zur Energiegewinnung benötigt. Deshalb sollte nach Sprintrennen dein Hund niemals ohne Abkühlung bzw. Cool down schnell wieder zur Ruhe gebracht werden. Wie oben beschrieben ist der Grund dafür die Bildung von Laktat, welches über den Blutkreislauf in Leber, Niere und Herz gelangt und dort wiederum, vereinfacht gesagt, rückverstoffwechselt wird. Diesen Stoffwechselprozess (Laktatabbau) kann der Körper durch abschließende leichte Bewegungen (Aufrechterhaltung eines leicht erhöhten Stoffwechsels) schneller durchführen und den Körper so leichter in den Ursprungszustand bringen.

A.P.O.R.T. Praxistipp: Nach einem anstrengenden und sprintreichen Trail bietet es sich zur Abkühlung an einige hundert Meter zu Fuß zu gehen.

Beachtet man alle wichtigen Regeln des Zughundesports, gehört der Zughund zu den Hunden, die bis ins hohe Alter Spaß am Training haben und dabei gesund und lebensfroh bleiben.

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß im Zughundesport 🙂

-good mush-  

 

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In meinen Workshops erhältst du alle weiteren Infos und viele praktische Tipps, wie z.B. das Erlernen von Richtungskommandos, der Start, StVO, Sicherheitsregeln und vieles mehr. Wer möchte, kann auch an einem Einzel-Intensivtraining teilnehmen. Weiter findest du auf meiner Webseite und in meinem Blog wichtige Infos unter:​ www.aport-zughundesport.de

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Nachfolgende Tabelle soll für dich ein Beispiel darstellen, wie du z.B. eine Trainingsdoku gliedern kannst. Die Doku-Eintragungen sind frei erfunden und dienen der Ansicht. Unter Download (weiter unten) kannst du die Tabelle auch ausdrucken.