Dog Scootern mit einem Straßenhund
Das ganz normale Leben schreibt die schönsten Geschichten
Pelufo kam als Gasthund zu uns und eigentlich hatte sich ein Ehepaar für ihn interessiert. Bei uns sollte er also nur vorübergehend bleiben. Wie so oft, kommt alles anders als man es sich wünscht und denk. Als Pelufo ein paar Tage bei uns war, stand fest, dieser Hund braucht erfahrene Menschen. Abgesehen von diversen Macken, die ein Hund nach sehr langer Isolation nun mal zwangsläufig entwickelt, war EIN Zustand unerträglich. Er zog so stark an der Leine, dass ein Spaziergang zur Farce wurde.
Ich fragte mich immer wieder, wie es einem Hund ergeht, wenn er fast 6 Jahre lang in einem Tierheim sitzt. Wie hält das ein Hund aus, wenn er isoliert gehalten wird (er saß ganze 5 Jahre in einem Einzelzwinger). In einer regionalen TV-Sendung taucht Pelufo als Kampfhund auf. War er wirklich so gefährlich, dass er nicht vermittelt werden konnte? Diesen Gedanken konnte ich so nicht stehen lassen.
Ich recherchierte und fand heraus, dass Pelufo’s Heimat Ibiza ist und er bereits Oktober 2007 bei Tierschützern in einem spanischen Tierheim lebte. Ich staunte nicht schlecht, als ich in einer Anzeige folgende Worte fand:
“…Juhu ich (gemeint ist hier Pelufo selbst) liebe das Leben und das Leben liebt mich! … So einen hübschen netten Burschen kann man doch nicht hinter Gittern versauern lassen, oder?“
Als ich das las, war ich sprachlos; war es doch für Pelufo in der Tat der Anfang einer sehr langen einsamen Zeit. Anfang 2008, da war Pelufo 2 Jahre alt, wurde er nach Deutschland transportiert und tristete von da an einsam vor sich hin. Eins stand nun für mich fest. Dieser Hund geht nirgendwo mehr hin, er bleibt bei mir! Für mich wurde so aus einer geplant vorübergehenden Begegnung ein bleibender und etwas schwieriger „Zeitgenosse“, der sich später als (m)ein großartiger Begleiter entpuppte.
Pefufo lief und lief und lief…
Zeitgleich hatte ich mich dem Zughundesport angeschlossen. So ist es nur logisch, dass ich Pelufo vor meinen Dog Scooter gespannt, erst einmal sein Laufbedürfnis austoben ließ. Gerade so, als ob er die ganzen Jahre nur auf mich und den Scooter gewartet hätte. Er lief und lief und lief und lief. Dabei strahlt sein Gesicht so viel Zufriedenheit aus, dass es klar war, Dog scootern ist unsere gemeinsame Arbeit. Inzwischen ist er fast 3 Jahre bei mir und ca.11 Jahre alt. Unsere Dog Scooter Touren fahren wir immer noch, auch wenn nicht mehr ganz so schnell. Das er auf einem Auge blind ist und deshalb immer etwas schief läuft, stört beim Dog scootern überhaupt nicht. Wichtig ist nur, dass er laufen darf, in seiner Geschwindigkeit und solange er Lust darauf hat.
Fast alle seine Macken sind heute verschwunden. An der Leine geht er recht gesittet und seinen Maulkorb trägt er nur noch in Ausnahmesituationen. Und wieder und immer wieder mache ich die Erfahrung, wie unendlich wichtig eine artgerechte Haltung und Beschäftigung für Hunde ist.
Sozialisierung durch Zugarbeit
In den letzten Jahren hatte ich öfter Hunde im Zughundetraining, die sich anfangs so ähnlich verhielten wie Pelufo. Hunde, die am liebsten alle Fußgänger, Jogger, Pferdebegegnungen, Radfahrer und was weiß ich noch alles gebissen hätten. Ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ich höre, dass diese Hunde sich nicht mehr an zwei- und vierbeinigen Begegnungen stören.
In diesem Sinne freue ich mich auf das nächste Dog Scooter bzw. Zughunde-Training mit einem sog. „Problem“ Hund 😉
Eure Anett