Trainingsaufbau Bügelanspannung für Bollerwagen Hund zieht und Saccocart fahren, Hund zieht Gespann, Gespannfahren

Trainingsaufbau im Zughundesport

Teil 1 - die Bügelanspannung beim Bollerwagen, Saccocart oder Trike mit Bügel

Zunächst einmal muss man beim Trainingsaufbau zwischen den einzelnen Zuggefährten unterscheiden. Ein Training für den Bollerwagen mit einer Bügelanspannung gestaltet sich anders als beim Scooter bzw. Bike mit einer Seilanspannung.

Während  der Hund die Seilanspannung am Scooter oder Bike relativ einfach erlernt (hier wird nur der Haken ins Geschirr gehängt), ist die Bügelanspannung etwas zeitintensiver. Hier wird der Hund im Bügel fest fixiert, damit dieser nicht unter Bewegung ständig am Hundekörper schlägt. Der Hund muss also zunächst erlernen, dass das Einspannen bzw. das Fixieren am Bügel nichts Schlimmes ist. Erst wenn das reibungsfrei klappt, kann es mit dem eigentlichen Ziehen des Gespanns losgehen.

Alle Übungen mit Ruhe beginnen

Zu Beginn soll der Hund lernen, sich in den Bügel zu stellen und dort kurz verharren. Idealerweise hat er sein Zuggeschirr schon um, damit er gleich den gesamten Ablauf entsprechend verknüpft. Steht er im Bügel, kann ein Signal sofort eingebunden werden, z.B. „Steh“ oder „Warte“. Es wird im Sekundentakt gearbeitet, der Hund steht also maximal nur einige Sekunden still. Dann wird der Hund sofort wieder freigegeben und überschwänglich gelobt. Ich nenne das „Party machen“. Klapp das Einsteigen in den Bügel, können die Haken am Bügel in die dafür vorgesehenen Ringe am Geschirr eingehakt werden. In der Regel können auch gleich die Ringe am Geschirr für die Fixierung festgezurrt werden. Hat ein Hund ein hohes Maß an Selbstvertrauen bzw. ist recht umweltsicher, wird das Einspannen in kurzer Zeit erlernt. Dann reichen oft 2-3 Übungen.

Für Zugübungen muss das Gefährt ein spürbares Gewicht haben 

Der Hund ist also nun am Gefährt (Bollerwagen, Saccocart oder Trike mit Bügel) eingespannt und wird anfangs am Bügel festhaltend, später an der Hundeleine (im Halsband eingehakt), geführt, um ein paar Meter zu gehen. Dabei kann er Schritt für Schritt mit Futter belohnt werden. Beim Trainingsaufbau kann je nach Hund die Strecke zwischen 20 - 100 Metern variieren. Den Hund nun ausspannen….“Party machen“…. und den Hund ein 2. Mal einspannen, um ihn wieder ein paar Meter an der Leine zu führen. Dabei sollte/muss das Gefährt für den Hund ein spürbares Gewicht haben. 

Wichtig: Für die ersten Zugübungen bitte unbedingt darauf achten, dass diese auf einer geraden Wegstrecke, also nicht bergauf oder bergab, stattfinden. Der Hund sollte das Gespann ziehen, also eine Last  am Geschirr spüren, so dass er sich für die Fortbewegung schon etwas anstrengen muss. Der Weg sollte unbedingt eben und ohne Hindernisse (Ästchen, Schlaglöcher, Pfützen o.ä.) sein.

Nach den allerersten Zugübungen wird der Hund ausgespannt und das Training ist für diesen Tag beendet. Ausgiebig Loben bzw. die „Party“ nicht vergessen 🙂

Für die nächste Trainingseinheit kann nun der Weg angepasst werden. Eine Strecke von 150-250 Metern ist z.B. sinnvoll. Auch kann eine Kehrtwende eingebaut werden. Bei der Kehrtwende einen großen Radius einplanen. Ein 4 Meter breiter Weg ist ideal.

Das Gespann wird immer gesichert

Beim Trainingsaufbau und auch während der gesamten Zugarbeit wird ein Gespann (Hund am Gefährt) nie sich selbst überlassen, also immer durch den Menschen mittels festhalten des Gespannes gesichert. Am Bollerwagen läuft der Mensch auf Höhe des Hundes immer mit und sichert entweder mit dem Bügel in der Hand oder durch eine Leine am Halsband. Beim Trainingsaufbau Saccocart genau so bzw. später wird das Gespann durch stetiges Halten der Bremse gesichert. Nun wird die Zugarbeit sukzessiv in Streckenlänge, Kehrtwendungen (rechts- und linksherum), Stopp und Rückwärtsgehen trainiert und verfeinert.

Saccocart und Trike (mit Bügel)

Beim Saccocart oder Trike mit Bügel kommt noch ein weiterer Schritt hinzu. Der Hund soll lernen, nun vorn allein zu arbeiten. Dazu lässt man sich entweder stückweise nach „hinten fallen“, so dass der Hund nun lernt, vorn allein zu laufen. Funktioniert das gut, kann man sich auch bereits in das Saccocart setzen. Alternativ führt eine weitere Person den Hund, während man im Sacco sitzt bzw. auf dem Trike steht. Die Hilfsperson seilt sich nach und nach vom Hund ab. Gesichert wird das Gespann nun vom Fahrer über die Bremse, die nie losgelassen wird!!

Wichtig: Das Gespann wird immer gesichert! Entweder über Festhalten durch den Hundehalter, einer Hilfsperson oder über die Bremsen des Gespanns. Die Temperaturen sollten - wie allgemein im Zughundesport - möglichst kalt sein. Für den Einstieg sind 10C° und trockenes Wetter ideal. Auch hier benötigt der Hund etwas mehr Wasser, um einer Dehydrierung vorzubeugen.

Klappt das Einsteigen in den Bügel, das Fixieren des Geschirres, das Anfahren und das Laufen ohne menschliche Unterstützung, ist der Trainingsaufbau soweit prima vorbereitet. Nun geht es an den Streckenaufbau, das eigentliche Fahren 🙂

Empfehlungen für die ersten Streckenlängen sind immer etwas schwierig, da sie von der Konstitution des Hundes abhängig ist. Auch macht es einen Unterschied, ob man nun einen oder zwei Hunde eingespannt hat. In der Regel unterstützen bzw. motivieren sich zwei Hund immer gegenseitig; das erleichtert ein Training. Als Faustregel kann aber gesagt werden, wenn dein Hund am Ende der Strecke noch Power hat, dann war deine gewählte Streckenlänge nicht zu lang. Unterschätze aber niemals die Anstrengungen für deinen Hund. Die ersten kleineren Ausflüge würde ich mit 1km ansetzen. Das ist eine Laufzeit von ca. 4 Minuten, wenn dein Hund im lockeren Trab läuft .

Ein gutes Gefühl für die Führung des Gespannes entwickeln

Habt ihr alle beschriebenen Aufgaben geschafft, was bei regelmäßigem Training zwischen 2 Tagen und 4 Wochen dauern kann, wird nun alles Weitere geübt. Das sind vor allem Richtungseinweisungen (sofern es dein Hund noch nicht beherrscht), das Passieren von Fußgängern, Hindernisse umfahren, ein zuverlässiges Stopp-Signal und stehen bleiben sowie rückwärts einparken.

Ebenso muss der Hund ein gutes Gefühl für die Führung des Gespannes entwickeln. Das heißt, er muss lernen, wie es sich anfühlt, durch ein Schlagloch zu fahren, wie es sich anfühlt über einen Ast zu fahren, im Matsch stecken zu bleiben oder aber große Pfützen zu umfahren. Es wird ruckeln, schieben, klappern, plötzlich wird die Last leicht, dann wieder schwer. Natürlich müssen auch Begegnungen mit anderen Artgenossen und Tierarten geübt werden.

Wichtig: Anfangs den Hund schwierige Aufgaben nicht allein bewältigen lassen!!! Besser ist es, zum Hund zu gehen, den Bügel in die Hand zu nehmen und ihn zu führen und zu helfen. Immer daran denken, du als Hundehalter bist Chef und vermittelst in jeder Situation Sicherheit und Führungskompetenzen.

Die Bügelanspannung bietet für bestimmte Hunde gute Bedingungen

Die Bügelanspannung ist nicht für jeden Hund geeignet. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Rüden gemacht, die gerne zum nächsten Baum wollen, um dort zu markieren. Auch zurückhaltende Hunde, die sich an jemanden orientieren möchten/müssen, sind hervorragend für diese Anspannung geeignet. Ebenso Hunde, die stark dazu neigen sprunghaft zu sein bzw. denen es schwer fällt geradeaus zu laufen. Bei all diesen Hundetypen bietet der Bügel einen gewissen Rahmen, in denen er sich wohlfühlen kann und mit leichter Bewegungs-Einschränkung gelenkt und geführt wird.

Noch zu erwähnen ist, dass insbesondere das Bollerwagen ziehen sehr gut für Hunde geeignet ist, die aus medizinischer Sicht einen Muskelaufbau benötigen. Dies können auch Hunde mit Arthrosen, HD oder sonstigen Hinterhand-Erkrankungen sein, da die Fortbewegung im Schritt erfolgt.

Ich wünsche allen Bollerwagen- und Saccofans viel Erfolg beim Training und schöne Touren mit eurem Hund 🙂

Für dieses Training ist deine Anfahrt zu weit, dann buche ein paar Tage Urlaub mit Hund und wir machen gemeinsam das Training für die Bügelanspannung.

Im Teil 2 geht es dann um die Seilanspannung und den dazugehörigen Trainingsaufbau.